Nov.12
Klimageschichte [9]: UNSER KLIMA
Mendenhall-Gletscher in Alaska (Pixabay CC0 1.0)
Zu welcher Kategorie gehört unser Klima?
Wir leben in dem Moderenen Optimum der Neo-Warmzeit des Quartären Eiszeitalters (EZA). Oder anders ausgedrückt: Wir leben in einem relativ warmen Zeitraum einer relativ warmen Periode innerhalb eines relativ kalten (und kurzen) Zeitalters. Unser heutiges Klima ist 2° Celsius wärmer als in einem üblichen Pessimum und 5° wärmer als in einer gewöhnlichen Kaltzeit, aber 10° kälter als in einem regulären Warmzeitalter. Zum Vergleich: Der Neandertaler lebte zuletzt im (Huneborg-)Stadial der letzten Kaltzeit des jetzigen EZA und die Dinosaurier entstanden in einer „Hitzezeit“ des davorliegenden Warmzeitalters [1].
Ein sehr stark vereinfachtes Schema der Unterteilung des Klimas in Kategorien mit Bezug zur jeweiligen globalen Mitteltemperatur. Die Begriffe „Hitzezeit“ und „Kühlzeit“ sind eigene theoretische Überlegungen, daher in Anführungsstrichen (eigener Entwurf)
Warum ist das Paläoklima von Interesse für uns?
Heute redet die gesamte Welt über den Klimawandel [2]. Für die Einschätzung und Prognostizierung zukünftiger Klimaereignisse ist es unabdingbar, sich mit den klimatischen Wechselwirkungen, die seit Jahrmilliarden auf der Erde stattfinden, genauer zu befassen. Dadurch entsteht ein besseres und umfassenderes Bild von klimatischen Zusammenhängen, aus denen dann Handlungsoptionen und Lösungen abgeleitet werden können. Meiner Meinung nach erhöht dies die Wissenschaftlichkeit und Sachlichkeit in der aktuellen Debatte [3].
Doch wie wird sich das Klima in ferner Zukunft – nicht bloß nur durch die globale Erwärmung in den nächsten 100 Jahren – sondern in 250 Millionen Jahren weiterentickeln. Lesen Sie dazu mehr in Teil 10.
Zusätzliche Infos:
[1] Die frühen Dinosaurier mieden vor rund 220 Millionen Jahren wegen den zu hohen Temperaturen zunächst die Tropenregionen. Erst nach gut 30 Millionen Jahren hatten sich einige Arten an das Klima angepasst und breiteten sich darauhin über den gesamten Planeten aus. Als dann vor 65 Millionen Jahren aufgrund des Chicxulub-Astereoiden die Temperaturen schlagartig von 27° auf 5° Celsius fielen, versetzte dies den Dinosauriern den Todesstoß, da sie zu gut an das sehr heiße Klima angepasst waren.
[2] Davon zeugen allein die seit 1995 jährlich stattfindenden Klimakonferenzen, die besonders in den letzten Jahren deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen haben. Bisher wurden dabei zwei wichtige internationale Vereinbarungen verabschiedet: das Kyoto-Protokoll von 1997 und das Übereinkommen von Paris von 2015, als dessen Nachfolger. Dazwischen gab es noch die „Übereinkunft von Kopenhagen“ (2009) und den „Fahrplan von Bali“ (2013). Aktuell findet in Bonn die 23. UN-Klimakonferenz statt.
[3] Ich beobachte, dass diese Debatte mittlerweile in bestimmen Bereichen jede Form von wissenschaftlicher aber auch persönlich akzeptabler Grundlage verlassen hat. Unter anderem „beschimpfen“ und denuzieren sich Gegner und Verfechter entweder als „Klimaleugner“ oder „Klimaspinner“ und das Ganze erhält mehr die Note einer religiösen Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Konfessionen, statt die einer sachlichen Forschung.
Weiterführende Literatur:
– Wilhelm LAUER und Jörg BENDIX: Klimatologie. Das Geographische Seminar, Band 45 (1993 / Westermann / 356 Seiten / ISBN 978-3141602845).