Suez-Kanal – Karl Krzeminski https://krzeminski.work Sun, 11 Mar 2018 14:18:46 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 Suez-Kanal [3]: SONDERWIRTSCHAFTSZONE https://krzeminski.work/suez-kanal-3-sonderwirtschaftszone/ Sun, 10 Sep 2017 08:00:41 +0000 https://krzeminski.work/?p=1510 Das Containerschiff Messina im Suez-Kanal (eigene Aufnahme, 2005)

Die Lage der Sonderwirtschaftszone

In den nächsten Jahren wird entlang des Suez-Kanals eine 76.000 km² große Sonderwirtschaftszone errichtet: die „Suez Canal Economic Zone“ oder kurz „SCZone“ (weiße Fläche in Karte 1) [1]. Auf dieser Fläche werden spezielle Industrie- und Logistikzonen auf einer Gesamtfläche von 461 km² hochgezogen (hellblau). Hier sollen dann bis zu eine Million neue Arbeitsplätze entstehen [2]. Dabei schwebt den Entwicklern auch die Entstehung eines „ägyptischen Silicon Valley“ vor [3].

Karte 1: Die geplante Sonderwirtschaftszone SCZone mit den Industriezonen [2] (© 2017 Google Earth, Karte: Landsat / Copernicus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy. NGA, GEBCO, Beschriftung: eigener Entwurf)

Eine neue Siedlungsachse entlang des Suez-Kanals?

Zu beiden Seiten des Suez-Kanals werden in den kommenden 15 Jahren zusätzlich mehrere neue Städte wie „New Ismailia“ oder „New Suez City“ und Häfen wie „Ain Sokhna“ (aus-)gebaut werden (Karte 2). Dadurch soll die Ansiedlung von bis zu zwei Millionen Menschen ermöglicht werden. Diese Region könnte dann einmal neben dem Delta und dem Niltal die dritte Siedlungsachse des Landes werden. Das Investitionsvolumen wird etwa 10 Milliarden US-Dollar betragen [3].


Karte 2: Ain Sokhna im Südwesten der SCZone wird aus unterschiedlichen Arealen bestehen: Ressorts [gelb], Marinas [rot] und der neue Seehafen [grün] (© 2017 Google Earth, Karte: DigitalGlobe und CNES / Airbus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy. NGA, GEBCO, Vergößerung und Beschriftung: eigener Entwurf)

Zusätzliche Infos:

[1] Wie auf Karte 1 zu erkennen ist, wurde mit der Stadt Al-Arish im Nordosten auch der nördliche Sinai in die Projektplanung miteinbezogen. Dieser Landstrich ist bisher wirtschaftlich unterentwickelt. So liegt er z.B. außerhalb des Tourismus-Sektors im Süden der Halbinsel mit ihrem Zentrum Sharm el-Sheikh. Jedoch exsistiert bisher nach wie vor auch kein konkreter Bezug zum restlichen Gebiet am Suez-Kanal im Westen.

[2] Die Karte wurde auf Basis von Information auf der offiziellen Internetseite erstellt.

[3] Alle wichtigen Kerndaten stammen von Astrid FREFEL: Sisi lanciert alte und neue Mammutprojekte.

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Suez-Kanal [2]: LOHNTE SICH DER AUSBAU? https://krzeminski.work/suez-kanal-2-lohnte-sich-der-ausbau/ Sun, 03 Sep 2017 10:02:33 +0000 https://krzeminski.work/?p=1483 Das Containerschiff Balzac im Suez-Kanal (eigene Aufnahme, 2005)

Was hat der Ausbau gekostet?

Für den Ausbau waren zunächst Kosten von 4 Milliarden US-Dollar vorgesehen, die später auf ca. 8,4 Milliarden US-Dollar stiegen. Diese Summe konnte einerseits durch direkte Investitionen und andererseits durch den Verkauf von sogenannten Kanal-Zertifikaten aufgebracht werden [1]. Bauträger waren mehrere internationale sowie 17 ägyptische Firmen unter Oberaufsicht der ägyptischen Streitkräfte, also dem Militär. Am 5. August 2014 began der Ausbau des Kanals. Auf den Tag genau nach nur einem Jahr Bauzeit konnte das Projekt – zwei Jahre früher als geplant – erfolgreich fertiggestellt werden.


Die Einnahmen des Suezkanals seit 2007 und den drei verschiedenen Projektionen bis 2023. Farbliche Balken mit dem dazugehörigen Ereignis markieren die nachrevolutionären Jahre von 2011 bis 2015 (eigener Entwurf)

Stabile Einnahmequelle auch in unruhigen Zeiten

Heute wickelt der Suez-Kanal ca. 8 % des weltweiten Schifffahrthandels ab. Für Ägypten ist er nach wie vor eine der wichtigen Deviseneinnahmequellen, neben der Rohstoff- und Textilindustrie und dem Tourismus rangiert er auf Platz 3. Doch im Gegensatz zu den anderen Wirtschaftzweigen waren dessen Einnahmen selbst in den Krisenjahren mit rund 5 Milliarden US-Dollar pro Jahr relativ stabil.

Kann der Ausbau des Kanals die Einnahmen steigern?

Die erwartete Steigerung der Einnahmen auf 13 Milliarden US-Dollar bis 2023 wird nicht so einfach werden [2]. Die durchschnittliche Wachstumsrate der letzten 10 Jahre betrug gerade einmal 4,4% – damit ließen sich knapp 7,5 Milliarden US-Dollar, also nur etwas mehr als die Hälfte der Summe, erreichen (hellblaue Linie in der Grafik). Mit den 5 revolutionären Jahren (2011 – 2015) als Bezugspunkt könnten die Einnahmen sogar stagnieren oder leicht rückläufig werden (rosaner Linie) [3].

Die neuen Einnahmen kann der neue Kanal vielleicht nicht alleine generieren. Hierzu muss wohl noch die geplante ‚Suez Developement Zone One‘ (SCZone) ihre volle Wirkung entfalten. Lesen Sie darüber mehr in Teil 3.

Anmerkungen zur Tabelle:

* Quelle für 2013 – 2016: Mohamed AHMED: Future of Suez Canal revenues hostage to international currencies struggle

° Berechung auf Basis der ersten 7 Monate. Shaimaa AL-AEES: Suez Canal achieves $2.938bn revenues within 7 months

Zusätzliche Infos:

[1] Auf diese Weise kamen binnen 2 Wochen über 6,7 Milliarden zusammen. Handelsblatt online: Ägypten und die verpasste Revolution.

[2] Suez Canal Authority: New Suez Canal. Facts and Figures (Als PDF). Dazu müsste die jähriche Wachstumsrate aber ab 2015 rund 12,2% betragen. (hellgrüne Linie)

[3] Der Ausbau des Kanals könnte nämlich durch die sich verschlehternde Sicherheitslage auf dem Sinai quasi marginalisiert werden.

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Suez-Kanal [1]: DER NEUE SUEZ-KANAL https://krzeminski.work/suez-kanal-1-der-neue-suez-kanal/ Sun, 13 Aug 2017 19:57:06 +0000 https://krzeminski.work/?p=1251 Begrüßungsfeld am Suez-Kanal bei Ismailia (eigene Aufnahme, 2005)

Ein zweiter neuer Suez-Kanal?

Mit der Ankündigung einen zweiten Suez-Kanal bauen zu wollen, erregte die ägyptische Regierung 2014 großes Aufsehen. Das es hierbei „nur“ um eine Erweiterung handeln sollte, war im nachhinein schnell klar. Warum wurde aber dieses Projekt überhaupt durchgeführt?

Der Suez-Kanal im mittleren Abschnitt bei Ismailia mit dem 35km langen „Bypass“ (© 2017 Google Earth, Kartendaten: CNES / Airbus und DigitalGlobe, Beschriftung: eigener Entwurf)

Die Schwachpunkte des alten Kanals

Der bisherige Suez-Kanal hatte zwei wesentliche logistische Schwachpunkte. Zum einen die Begrenzung der Schiffsgröße durch die zu niedrige Tiefe, das sogenannte SUEZMAX. Aufgrunddessen konnten ihn weniger als 62 % der weltweiten Öltanker benutzen [2]. Zum anderen war die Anzahl der durchfahrenden Schiffe wegen der einspurigen Nutzung auf 49 pro Tag limitiert beschränkt.

Wie legt man einen Bypass an eine Wasserstraße?

Daher wurde nach Möglichkeiten gesucht, diese Nachteile zu beseitigen oder zumindest abzuschwächen [3]. Das 1. Problem sollte eine Vertiefung der Fahrrinne auf 24 m lösen [4]. Das 2. Problem sollte durch den sogenannten „Bypass“, einen 35 km langen Parallelkanal im mittleren Segment des Suez-Kanals, behoben werden damit streckenweise ein beidseitiger Verkehr möglich ist (rot in der Karte). Dadruch kann die Zahl der durchfahrenden Schiffe auf 97 fast verdoppelt werden [5].

Hier finden Sie ein kurzes Video der Suez Canal Authority über die Navigationssimulation des Schiffsverkehrs durch den erweiterten Suez-Kanal.

Doch haben sich die Erweiterung des Suez-Kanals wirtschaftlich gelohnt? Lesen Sie dazu demnächst mehr in Teil 2.

Zusätzliche Infos:

[1] Astrid FREFEL: Suezkanal: Rekordjagd durch die Wüste.

[2] Astrid FREFEL: Sisi lanciert alte und neue Mammutprojekte.

[3] Paul-Anton KRÜGER: Der Milliarden-Kanal.

[4] Alle weiteren Verbesserungen des neuen Kanals sind zu finden bei Thomas OBERER: Suezkanal – Eine günstige und sichere Passage ist entscheidend.

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