Apr.08
Gigacities im Südlichen Asien [1]: DIE SUCHE
(Pixabay CC0 1.0)
Die möglichen Gigacities im Südlichen Asien
Im 4. Teil der Reihe (GIGACITIES auch im Rest der Welt?) habe ich kurz angerissen, dass meiner Meinung nach weitere GIGACITIES nur in einer Region entstehen könnten: im Südlichen Asien. Diese Großregion habe ich der Einfachheit halber – wie der Begriff bereits impliziert – aus den zwei Teilregionen Südasien und Südostasien „künstlich“ gebildet [1]. Hier liegen die bevölkerungsreichen Staaten Indien, Pakistan und Bangladesch (Südasien) und Indonesien (Südostasien), in denen sich bereits zahlreiche Megacities befinden.
Die potenziellen GIGACITIES im Südlichen Asien (Bild: Wikipedia gemeinfrei, Bearbeitung: eigener Entwurf)
Warum diese Region?
Das Südliche Asien zeichnet sich zudem durch eine sehr hohe Bevölkerungsdichte aus. Die Indus-Ganges-Ebene ist mit rund 1,7 Millionen km² die größte und mit etwas über 1 Milliarde Menschen die bevölkerungsreichste fruchtbare Ebene der Welt [2]. Indien ist heute bereits dreifach dichter besiedelt als China und wird wohl spätestens im Jahre 2025 dieses als einwohnerstärkstes Land der Welt ablösen [3]. Pakistans östliche Provinzen Punjab und Sindh haben ähnliche Bevölkerungsdaten, wie die nördlichen indischen Bundesstaaten. Mit jeweils rund 1.100 Einwohnern pro km² ist Bangladesch der am dichtesten bevölkerte Flächenstaat der Welt [4] und die im Malaiischen Archipel liegende indonesische Insel Java ist die bevölkerungs-reichste Insel der Welt [5].
Tabelle mit den Kerndaten der Regionen in denen rein hypothetisch GIGACITIES liegen könnten (eigener Entwurf)
Die drei wichtigsten Kriterien
Somit ist (A) die Bevölkerungsdichte in meinem Gedankenspiel ein Hauptkriterium zur die Lokalisierung einer potenziellen GIGACITY. Des Weiteren sollte (B) der betreffende Staat nicht weniger als 100 Millionen Einwohner haben. Außerdem sollten (C) mindestens eine Megacity oder mehrere größere Millionenstädte als Zentren für die hypothetischen GIGACITY vorhanden sein [6]. In wie fern die reine Bevölkerungszahl als Kriterium tatsächlich ausreicht oder andere Faktoren wie die Topologie, die Infrastruktur sowie die generelle administrativ-politische Sinnhaftigkeit entscheidend sind, werde ich in einzelnen Beiträgen näher ausführen.
Lesen Sie in Teil 2 der Reihe über das Potential von GIGACITIES in Indien.
Anmerkungen zur Tabelle:
* Für Indien liegen bisher nur die offiziellen Zahlen des Zensus von 2011 vor. Siehe Thomas BRINKHOFF: City Population, Asien: http://www.citypopulation.de/India_d.html. Meine Angaben sind Schätzungen der Einwohnerzahlen basierend auf dem Bevölkerungswachstum von rund 17,5 % des zehnjährigen Zeitraums von 2001 bis 2011.
Die Daten der anderen Staaten beziehen sich auf relativ aktuelle Zahlen (Indonesien 2015 & Pakistan 2017) und neueste Projektionen (Bangladesch 2016). Siehe Thomas BRINKHOFF: City Population, Asien: http://www.citypopulation.de/Asia_d.html.
Zusätzliche Infos:
[1] Südliches Asien ist jedoch kein offizieller und auch sonst nicht gängiger geographischer Begriff. Ich bin aber der Meinung, dass er sehr gut passt und auch linguistische, religiöse und historische Zusammenhänge aufgreift. Im englischen Sprachgebrauch wird auch von der „Indosphere“ oder „Greater India“ gesprochen, während im Deutschen von „indisierten Staaten“ gesprochen wird.
[2] Die drei großen chinesischen Ebenen kommen zusammen auf knapp 0,95 Millionen km² und rund 600 Millionen Menschen. Die Bevölkerungsahl ergibt sich aus der Addition der betreffenden Regionen, siehe Thomas BRINKHOFF: City Population, China: http://www.citypopulation.de/China-UA_d.html.
[3] So zumindest die gängigen Prognosen. Siehe Focus: Indien nähert sich China und Details zur Bevölkerungszusammensetzung siehe Deutsche Welle: China und Indien im Vergleich.
[4] Ausgenommen sind dabei Inseln und Stadtstaaten. Siehe Wikipedia: List of countries and dependencies by population density. 24 Jahre lang – von 1947 bis 1955 als Ost-Bengalen und von 1955 bis 1971 als Ostpakistan – war Bangladesch eine Provinz von Pakistan.
[5] Andere Inseln sind unter dem Strich wesentlich dichter besiedelt, jedoch um einiges kleiner, womit deren Bevölkerung rein nummerisch ebenfalls deutlich kleiner ausfällt. Siehe Wikipedia: List of islands by population density.
[6] Japan erfüllt zwar diese Kriterien: hohe Bevölkerungsdichte, über 100 Millionen Einwohner und 3 Megacities (Osaka, Nagoya, Tokyo). Allerdings würde ich es durch seine sehr „zerklüftete“ Inselstruktur von vornherein ausschließen wollen. Außerdem gilt der japanische Siedlungsgürtel Taiheiyo als Paradebeispiel einer Megalopolis, die ich in einer separaten Reihe behandeln werde. Das Gleiche gilt für die Philippinen und ihre Megalopolis Mega Manila sowie für die mitteleuropäische „Blaue Banane“.