Nov.21
Gigacities im Südlichen Asien [5]: DAS 2. FAZIT
(Pixabay CC0 1.0)
Das Südliche Asien ist nicht China
Wie schon in den vorhergehenden Beiträgen angeklungen ist, sehe ich die Realisierbarkeit von GIGACITIES im Südlichen Asien als kompliziert an. Für das Potential scheint die reine Einwohnerzahl wie in China zunächst ein guter Indikator zu sein. Jedoch machen viele andere Faktoren wie Infrastruktur, politisch-administrative Flexibilität oder auch Auswirkungen durch Naturkatastrophen letzten Endes die Errichtung einer GIGACITY in den bevölkerungsreichen Regionen des Südlichen Asien sehr schwierig (Siehe Tabelle). In Indien lägen die Bedingungen für GIGACITIES dabei noch am günstigsten [1].
Positiv = 2 | Neutral = 0 | Negativ = -1 |
Zusammenfassung der wichtigsten Faktoren für und gegen die Möglichkeit einer GIGACITY in der verschiedenen Weltregionen nach meiner eigenen Einschätzung (eigener Entwurf)
Der Rest der Welt ist auch nicht China
Der Rest der Welt ist mit 47 % der Weltbevölkerung auf 86 % der Erdoberfläche bei weitem nicht so dicht besiedelt wie die OSSO-Region [2]. Meiner Einschätzung nach wird das Potential für GIGACITIES in anderen Regionen der Welt eher sinken, da die Prognosen für das Jahr 2100 größtenteils von einem leichten Bevölkerungsrückgang ausgehen [3]. Einzig und allein in Afrika könnten aufgrund des sehr starken Bevölkerungswachstums bis 2100 potentielle Regionen für GIGACITIES entstehen, die mit den chinesischen eines Tages vergleichbar wären [4].
Die Alternative zur GIGACITY: die Megalopolis
Gerade diese Vernetzung ist in vielen Regionen der Welt in sogenannten Städtelandschaften bereits gegeben und wird, wie z.B. im lateinamerikanischen Raum, sogar weiter wachsen [5]. In diesen Regionen könnte daher meiner Meinung nach ein anderer Stadttyp wesentlich erfolgreicher sein: die Megalopolis. Sie ist in gewisser Weise eine „GIGACITY light“, da bei ihr eine administrative Zusammenlegung nicht erforderlich oder gar unerwünscht ist. In einer Megalopolis steht mehr eine ökonomische, politische, ökologische, kulturelle sowie gesellschaftliche Zusammenarbeit der beteiligen Teilstädte im Vordergrund.
In einer neuen eigenen Reihe werde ich demnächst diese Stadtkategorie vorstellen, sowie bereits bekannte und potentielle Megalopolis in der Welt betrachten.
Anmerkungen zur Tabelle:
○ Die Frage, wie viele Megacities auf der Welt existieren, beantworten die verschiedenen Quellen allerdings unterschiedlich. Vergleiche Wikipedia: Megacity und Thomas BRINKHOFF: City Population, Grösste Agglomerationen der Welt: http://www.citypopulation.de/world/Agglomerations_d.html. Die Zahl in der Klammer gibt rechnerisch mögliche Megacities an, wie z.B. Xi‘an in China oder Rhein-Ruhr in Deutschland.
∆ Die Einschätzung der politischen Stabilität bezieht sich auf den aktuellen Fragile States Index. Sieben afrikanische Staaten befinden sich dabei in der Top 10, alle anderen rangieren weit oben in der Skala, keiner in der „stabilen Wertung“ (Bester Wert: Botswana auf Platz 120).
* Die Einschätzung der Bedrohung durch Naturkatastrophen orientiert sich dabei am Weltrisikobericht aus dem Jahr 2016. Für Afrika und die restliche Welt wurde ein grobes Mittel aller Staaten genommen. Ein geringes Risiko gilt dabei als „positiv“, ein mittleres als „neutral“ und ein hohes Risiko als „negativ“.
● Diese Regionen wurden in keinem separaten Beitrag behandelt, sie dienen somit lediglich als vergleichende Beispiele.
Zusätzliche Infos:
[1] Siehe Beitrag Gigacities im Südlichen Asien [2]: INDIEN.
[2] Was ich unter der OSSO-Region verstehe, habe ich in den zusätzlichen Infos des Beitrag Gigacites [4]: AUCH IM REST DER WELT? ausgeführt.
[3] Vergleiche Bundeszentrale für politische Bildung: Bevölkerungsentwicklung nach Regionen und Axel WERMELSKIRCHEN: Rapides Bevölkerungswachstum – In Afrika wird es eng.
[4] Vergleiche David SATTERTHWAIT: Will Africa have the world’s largest cities in 2100? und Wikipedia: Population projections of the 101 largest cities in the 21st century.
[5] Christian BÜSCHER: Risiko-Lebensraum Megastadt. Eine soziologische Perspektive. in: BIRLE, P.; DEWEY, M.; MASCARENO, A. (Hrsg.): Durch Luhmanns Brille: Herausforderungen an Politik und Rech in Lateinamerika und in der Weltgesellschaft. Baden-Baden: Nomos 2012, S. 145-171. Siehe auch Artikel bei Scinexx: Risikolebensraum Megacity?.