Nov.21

Gigacities in China [6]: CHONGJING SICHUAN BASIN

Gigacities in China [6]: CHONGJING SICHUAN BASIN

Die Anschun-Brücke über den Jin-Fluss im Zentrum von Chengdu (Pixabay CC0 1.0)

Der West-Cluster im Chongjing Sichuan Basin

Eine weitere GIGACITY will China im fruchtbaren Chongjing Sichuan Basin (CBS) im Westen des Landes etablieren. Bei den namensgebenden Bestandteilen handelt es sich um die regierungsunmittelbare Stadt Chongjing und den Ostteil der Provinz Sichuan. Mit rund 250.000 km² wäre CBS die flächenmäßig größte GIGACITY Chinas. Entgegen den offiziellen ersten Planungen, würde ich aus bestimmten Gründen jedoch nicht die gesamte Provinz Sichuan als Teil einer GIGACITY sehen.

Die mögliche Ausdehnung der GIGACITY im Chongjing Sichuan Basin (© 2017 Google Earth, Kartendaten: Landsat/Copernicus, Beschriftung: eigener Entwurf)

Die Randgebiete der Region

Zum einen würde ich die Topologie anführen. Der Westen Sichuans macht rund 2/3 der Fläche aus. Er ist im Gegensatz zum flachen und dichtbevölkerten Osten gebirgig und mit einem Anteil von nur ca. 12 % an der Gesamtbevölkerung sehr ländlich geprägt [1]. Dies trifft zwar auch auf die nord- und südöstlichen sowie zentralen Distrikte Chongjings zu, allerdings in einem geringeren Maße [2]. Ein Grund für die Schaffung dieser regierungsunmittelbaren Stadt vor rund 20 Jahren war der Bau der Drei-Schluchten-Talsperre, die wiederum durch den entstandenen Stausee Teile der Bevölkerung in diesem Bereich zum Umzug zwang.


Kerndaten der Gebiete einer möglichen GIGACITY im Chongjing Sichuan Basin (eigener Entwurf)

Minderheiten in den äußeren Regionen

Zum anderen die Demographie. Der Westen Sichuans war einst Teil der ehemaligen chinesischen Provinz Xikang und gehörte ursprünglich zur tibetischen Region Kham. So machen die nationalen Minderheiten der Tibeter und Yi über 50 %, in einigen Distrikten sogar 80 %, der Bevölkerung aus [3]. Ihre kulturelle Eigenständigkeit wäre durch die Schaffung einer GIGACITY meiner Meinung nach einem noch größeren Anpassungsdruck ausgesetzt, der sich mit dem Zuzug von Han-Chinesen weiter verstärken würde [4].

Infrastrukturelle und ökonomische Schwierigkeiten

Die infrastrukturelle Verflechtung der gesamten Region ist zudem weniger gut entwickelt, als dies bei den drei bisher vorgestellten GIGACITIES der Fall ist. Die umrissene Region verfügt nur über 2 internationale sowie über 8 kleinere weit verstreute nationale Flughäfen [5]. Zudem ist die wirtschaftliche Kapazität trotz der beiden pulsierenden Megacities Chongjing und Chengdu mit 6,6 % die niedrigste aller bisher geplanten chinesischen GIGACITIES (Siehe Teil 2) [6]. CBS hätte somit wohl den schwierigsten Start von allen.

Weiter geht es übernächste Woche mit Teil 7 der Reihe. Dieser befasst sich dann mit YRV, der GIGACITY im Yangtze River Valley im Zentrum Chinas.

Anmerkungen zur Tabelle:

Alle Daten aus Thomas BRINKHOFF: City Population, China, Volksrepublik China – Hongkong – Macau. http://www.citypopulation.de/China_d.html.

Zusätzliche Infos:

[1] Er besteht administrativ auf 5 Gebieten: den beiden Städten Panzhihua und Ya’an sowie den drei autonomen Bezirken Ngawa, Garzê und Liangshan. Mit knapp 315.000 km² ist diese Region fast so groß wie Deutschland hat aber nur 9,5 Millionen Einwohner.

[2] Die eigentliche Kernstadt von Chongjing hat lediglich eine Größe von ca. 1.500 km² und rund 5 Millionen Einwohner, was nur etwa 2 bzw. 17 % der regierungsunmittelbaren Stadt ausmacht. Die Megacity als solche hat wiederum eine Größe von ca. 6.400 km² und rund 9,3 Millionen Einwohner, das sind 8 bzw. 30 % der administrativen Einheit.

[3] In Qianjiang, der südöstlichen Region von Chongjing, sind wiederum Miao und Tujia nationalen Minderheiten, deren Zahl allerdings nicht exakt beziffert werden kann. Jedoch dürfte ihre Zahl wesentlich geringer ausfallen, da andere autonome Bezirke dieser Ethnien bereits den größten Anteil dieser Bevölkerungen beherbergen.

[4] Jedoch stellt sich dann die Frage, was mit diesen nicht einbezogenen Gebieten passiert. Eine Möglichkeit wäre die Wiedereinführung der Provinz Xikang, was jedoch die chinesische Führung mit ihrer weitergehenden Planung wohl vermeiden möchte. Das Schicksal der Randgebiete betrifft besonders die „Kandidaten“ von GIGACITIES, die Thema der übernächsten Beiträge (Teil 8 und 9) sein werden.

[5] Ein weiterer internationaler sowie zwei nationale Flughäfen werden zwar aktuell gebaut, letztere werden jedoch nur bestehende aber veraltete Standorte ersetzen.

[6] Das dieser Wert überhaupt erreicht wurde, liegt mit Sicherheit zum großen Teil an der bereits erwähnten Drei-Schluchten-Talsperre (blaue Wellen in der Karte). Diese machte die entlegene Binnenregion für die Schifffahrt (bis zur Stadt Panzhihua im Südwesten, blaues Schiffsicon) erreichbar und somit die wirtschaftliche Entwicklung erst möglich. Siehe auch:  West Triangle Economic Zone.

Chengdu hat seit 2013 mit dem New Century Global Center das größte Gebäude der Welt nach Nutzfläche. Außerdem vermarktet es sich mit dem Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding als „Panda-Hauptstadt“ der Welt.

Gigacity
Diesen Beitrag teilen:
  • facebook
  • twitter
  • gplus

Über Karl Krzeminski