Drei-Schluchten-Talsperre – Karl Krzeminski https://krzeminski.work Sun, 11 Mar 2018 12:17:17 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 Gigacities in China [7]: YANGTSE RIVER VALLEY https://krzeminski.work/gigacities-in-china-7-yangtse-river-valley/ Sun, 25 Feb 2018 10:27:39 +0000 https://krzeminski.work/?p=3470 Wuhan Science and Technology City (Pixabay CC0 1.0)

Der Zentral-Cluster im mittleren Yangtse River Valley

Die GIGACITY im mittleren Yangtze River Valley (YRV) ist von allen propagierten chinesischen GIGACITIES am Schwersten zu fassen. Anders als die bisherigen Städte wird YRV keine regierungsunmittelbare Stadt umfassen, sondern Anteile an den drei Provinzen Hubei, Hunan und Jiangxi besitzen. Welche Ausdehnung sie letztlich haben wird, ist bisher nicht bekannt. In meiner Projektion habe ich vorerst die periphären ländlichen Gebiet rausgenommen und nur die stark urbanisierten Bezirke einbezogen, die in relativer geographischer Nähe im Dreiländereck liegen [1].


Die mögliche Ausdehnung der GIGACITY im mittleren Jangtse-Tal (© 2017 Google Earth, Karten: Landsat/Copernicus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy NGA, GEBCO, Beschriftung: eigener Entwurf)

Eine Stadt von Flüssen und Seen

Ein weiterer Unterschied liegt in der naturräumlichen Struktur dieser GIGACITY. Ein herausragendes Merkmal dieser Region sind nämlich die vielen Seen. Mit dem Dongting-See und dem Poyang-See liegen hier sogar die beiden größten Seen Chinas. Besonders im nahen Umfeld des Jiangtse bei Wuhan entsteht dadurch eine regelrechte Seenlandschaft (Siehe Karte). Insgesamt würden in dieser GIGACITY über 300 kleinere und mittlere Seen mit einer Fläche von ca. 10.000 km² liegen, womit die poetische Beschreibung Wuhans als „eine Stadt von Flüssen und Seen“ durchaus zutreffend ist und auf diese GIGACITY übertragen werden kann.

Kerndaten der Gebiete einer möglichen GIGACITY am Yangtze River Valley (eigener Entwurf)

Ausbaufähige Infrastruktur

Die allgemeine Verflechtung dieser Region nicht so ausgebildet, wie es bei den anderen GIGACITIES der Falls ist. Die einzelnen Städte sind zwar durch Straßen und Schienen miteinander verbunden, jedoch ist das Netz sehr weitläufig und müsste wesentlich stärker ausgebaut werden. Des Weiteren liegen nur drei internationale und fünf nationale Flughäfen in der Region, von denen aber nur die erstgenannten in der Top 50 der meistfrequentierten Flughäfen Chinas auftauchen [2]. Daher dürfte YRV, meiner Meinung nach, den schwierigsten Start aller GIGACITIES haben [3].

Wirtschaftlicher Knotenpunkt

Gleichwohl ist die zentrale Lage von YRV zwischen allen anderen geplanten GIGACITIES vorteilhaft für eine ökonomische Entwicklung. Wuhan besitzt am Jiangtse den größten Binnenschiffshafen Chinas [4]. Wirtschaftlich befindet sich die Region heute schon mit rund 11 % im chinesischen Mittelfeld, sogar noch vor der Hauptstadt-Region JING-JIN-JI (Siehe Teil 2). Ein Wachstum, das zum Teil auch auf die östlich der Region gelegene Drei-Schluchten-Talsperre zurückzuführen ist [5].

Nächste Woche geht weiter es mit Teil 8 der Reihe. Dieser befasst sich dann mit den sogenannten Schwellenclustern, die – so sagt es schon ihre Bezeichnung – in der chinesischen Planung an der Schwelle zu einer GIGACITY stehen.

Zusätzliche Infos:

[1] Darunter sind die jeweiligen Provinzhauptstädte Wuhan, Changsha und Nanchang, wobei lediglich Wuhan mit über 10 Millionen Einwohnern bereits eine Megacity ist. Trotz zahlreicher Millionenstädte wäre YRV mit knapp 95 Millionen Menschen die einwohnerschwächste GIGACITY.

[2] Jedoch sind Changsha-Huanghua (Platz 14), Wuhan-Tianhe (Platz 16) und Nanchang-Changbei (Platz 31) im Verhältnis zu den Flughäfen der bisher vorgestellten GIGACITIES relativ abgeschlagen. Zudem befindet sich nur ein weiterer nationaler Flughafen (Yueyang-Sanhe) im Bau. Alle anderen liegen in der Peripherie der jeweiligen Provinzen.

[3] Daher erging von der chinesischen Zentralregierung zunächst auch nur ein Dekret an die lokalen Behörde, in dem sie aufgefordert werden für ein stärkeres Zusammenwachsen der Region zu sorgen. Johnny ERLING: Mega City – China baut schon an Giga-Städten.

[4] Er liegt am Zusammenfluss von Jangtse und seinem längsten Nebenfluss dem Han Jiang. Kleinere hochseetaugliche Schiffe (Handysize-Größe) bis zu 10.000 DWT sind in der Lage den Hafen zu erreichen. Jährlich werden hier über 40 Millionen Tonnen Waren umgeschlagen. In dieser Größenordnung liegen beispielsweise der Hafen von Barcelona oder die Wilhelmshavener Häfen.

[5] Sie sorgt für mehr Hochwasserschutz, Energiegewinnung und bessere Schiffbarkeit, die dadurch den Warenverkehr erhöht hat. Wuhan ist außerdem der traditionelle Ausgangspunkt für den Tourismus der Drei-Schluchten-Region, der mit der Talsperre eine zusätzliche Attraktion bietet.

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Gigacities in China [6]: CHONGJING SICHUAN BASIN https://krzeminski.work/gigacities-in-china-6-chongjing-sichuan-basin/ Sun, 11 Feb 2018 09:55:47 +0000 https://krzeminski.work/?p=3295 Die Anschun-Brücke über den Jin-Fluss im Zentrum von Chengdu (Pixabay CC0 1.0)

Der West-Cluster im Chongjing Sichuan Basin

Eine weitere GIGACITY will China im fruchtbaren Chongjing Sichuan Basin (CBS) im Westen des Landes etablieren. Bei den namensgebenden Bestandteilen handelt es sich um die regierungsunmittelbare Stadt Chongjing und den Ostteil der Provinz Sichuan. Mit rund 250.000 km² wäre CBS die flächenmäßig größte GIGACITY Chinas. Entgegen den offiziellen ersten Planungen, würde ich aus bestimmten Gründen jedoch nicht die gesamte Provinz Sichuan als Teil einer GIGACITY sehen.

Die mögliche Ausdehnung der GIGACITY im Chongjing Sichuan Basin (© 2017 Google Earth, Kartendaten: Landsat/Copernicus, Beschriftung: eigener Entwurf)

Die Randgebiete der Region

Zum einen würde ich die Topologie anführen. Der Westen Sichuans macht rund 2/3 der Fläche aus. Er ist im Gegensatz zum flachen und dichtbevölkerten Osten gebirgig und mit einem Anteil von nur ca. 12 % an der Gesamtbevölkerung sehr ländlich geprägt [1]. Dies trifft zwar auch auf die nord- und südöstlichen sowie zentralen Distrikte Chongjings zu, allerdings in einem geringeren Maße [2]. Ein Grund für die Schaffung dieser regierungsunmittelbaren Stadt vor rund 20 Jahren war der Bau der Drei-Schluchten-Talsperre, die wiederum durch den entstandenen Stausee Teile der Bevölkerung in diesem Bereich zum Umzug zwang.


Kerndaten der Gebiete einer möglichen GIGACITY im Chongjing Sichuan Basin (eigener Entwurf)

Minderheiten in den äußeren Regionen

Zum anderen die Demographie. Der Westen Sichuans war einst Teil der ehemaligen chinesischen Provinz Xikang und gehörte ursprünglich zur tibetischen Region Kham. So machen die nationalen Minderheiten der Tibeter und Yi über 50 %, in einigen Distrikten sogar 80 %, der Bevölkerung aus [3]. Ihre kulturelle Eigenständigkeit wäre durch die Schaffung einer GIGACITY meiner Meinung nach einem noch größeren Anpassungsdruck ausgesetzt, der sich mit dem Zuzug von Han-Chinesen weiter verstärken würde [4].

Infrastrukturelle und ökonomische Schwierigkeiten

Die infrastrukturelle Verflechtung der gesamten Region ist zudem weniger gut entwickelt, als dies bei den drei bisher vorgestellten GIGACITIES der Fall ist. Die umrissene Region verfügt nur über 2 internationale sowie über 8 kleinere weit verstreute nationale Flughäfen [5]. Zudem ist die wirtschaftliche Kapazität trotz der beiden pulsierenden Megacities Chongjing und Chengdu mit 6,6 % die niedrigste aller bisher geplanten chinesischen GIGACITIES (Siehe Teil 2) [6]. CBS hätte somit wohl den schwierigsten Start von allen.

Weiter geht es übernächste Woche mit Teil 7 der Reihe. Dieser befasst sich dann mit YRV, der GIGACITY im Yangtze River Valley im Zentrum Chinas.

Anmerkungen zur Tabelle:

Alle Daten aus Thomas BRINKHOFF: City Population, China, Volksrepublik China – Hongkong – Macau. http://www.citypopulation.de/China_d.html.

Zusätzliche Infos:

[1] Er besteht administrativ auf 5 Gebieten: den beiden Städten Panzhihua und Ya’an sowie den drei autonomen Bezirken Ngawa, Garzê und Liangshan. Mit knapp 315.000 km² ist diese Region fast so groß wie Deutschland hat aber nur 9,5 Millionen Einwohner.

[2] Die eigentliche Kernstadt von Chongjing hat lediglich eine Größe von ca. 1.500 km² und rund 5 Millionen Einwohner, was nur etwa 2 bzw. 17 % der regierungsunmittelbaren Stadt ausmacht. Die Megacity als solche hat wiederum eine Größe von ca. 6.400 km² und rund 9,3 Millionen Einwohner, das sind 8 bzw. 30 % der administrativen Einheit.

[3] In Qianjiang, der südöstlichen Region von Chongjing, sind wiederum Miao und Tujia nationalen Minderheiten, deren Zahl allerdings nicht exakt beziffert werden kann. Jedoch dürfte ihre Zahl wesentlich geringer ausfallen, da andere autonome Bezirke dieser Ethnien bereits den größten Anteil dieser Bevölkerungen beherbergen.

[4] Jedoch stellt sich dann die Frage, was mit diesen nicht einbezogenen Gebieten passiert. Eine Möglichkeit wäre die Wiedereinführung der Provinz Xikang, was jedoch die chinesische Führung mit ihrer weitergehenden Planung wohl vermeiden möchte. Das Schicksal der Randgebiete betrifft besonders die „Kandidaten“ von GIGACITIES, die Thema der übernächsten Beiträge (Teil 8 und 9) sein werden.

[5] Ein weiterer internationaler sowie zwei nationale Flughäfen werden zwar aktuell gebaut, letztere werden jedoch nur bestehende aber veraltete Standorte ersetzen.

[6] Das dieser Wert überhaupt erreicht wurde, liegt mit Sicherheit zum großen Teil an der bereits erwähnten Drei-Schluchten-Talsperre (blaue Wellen in der Karte). Diese machte die entlegene Binnenregion für die Schifffahrt (bis zur Stadt Panzhihua im Südwesten, blaues Schiffsicon) erreichbar und somit die wirtschaftliche Entwicklung erst möglich. Siehe auch:  West Triangle Economic Zone.

Chengdu hat seit 2013 mit dem New Century Global Center das größte Gebäude der Welt nach Nutzfläche. Außerdem vermarktet es sich mit dem Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding als „Panda-Hauptstadt“ der Welt.

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