Interstadial – Karl Krzeminski https://krzeminski.work Sun, 11 Mar 2018 22:57:21 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 Klimageschichte [9]: UNSER KLIMA https://krzeminski.work/klimageschichte-9-unser-klima/ Sun, 12 Nov 2017 09:01:11 +0000 https://krzeminski.work/?p=2050 Mendenhall-Gletscher in Alaska (Pixabay CC0 1.0)

Zu welcher Kategorie gehört unser Klima?

Wir leben in dem Moderenen Optimum der Neo-Warmzeit des Quartären Eiszeitalters (EZA). Oder anders ausgedrückt: Wir leben in einem relativ warmen Zeitraum einer relativ warmen Periode innerhalb eines relativ kalten (und kurzen) Zeitalters. Unser heutiges Klima ist 2° Celsius wärmer als in einem üblichen Pessimum und 5° wärmer als in einer gewöhnlichen Kaltzeit, aber 10° kälter als in einem regulären Warmzeitalter. Zum Vergleich: Der Neandertaler lebte zuletzt im (Huneborg-)Stadial der letzten Kaltzeit des jetzigen EZA und die Dinosaurier entstanden in einer „Hitzezeit“ des davorliegenden Warmzeitalters [1].

Ein sehr stark vereinfachtes Schema der Unterteilung des Klimas in Kategorien mit Bezug zur jeweiligen globalen Mitteltemperatur. Die Begriffe „Hitzezeit“ und „Kühlzeit“ sind eigene theoretische Überlegungen, daher in Anführungsstrichen (eigener Entwurf)

Warum ist das Paläoklima von Interesse für uns?

Heute redet die gesamte Welt über den Klimawandel [2]. Für die Einschätzung und Prognostizierung zukünftiger Klimaereignisse ist es unabdingbar, sich mit den klimatischen Wechselwirkungen, die seit Jahrmilliarden auf der Erde stattfinden, genauer zu befassen. Dadurch entsteht ein besseres und umfassenderes Bild von klimatischen Zusammenhängen, aus denen dann Handlungsoptionen und Lösungen abgeleitet werden können. Meiner Meinung nach erhöht dies die Wissenschaftlichkeit und Sachlichkeit in der aktuellen Debatte [3].

Doch wie wird sich das Klima in ferner Zukunft – nicht bloß nur durch die globale Erwärmung in den nächsten 100 Jahren – sondern in 250 Millionen Jahren weiterentickeln. Lesen Sie dazu mehr in Teil 10.

Zusätzliche Infos:

[1] Die frühen Dinosaurier mieden vor rund 220 Millionen Jahren wegen den zu hohen Temperaturen zunächst die Tropenregionen. Erst nach gut 30 Millionen Jahren hatten sich einige Arten an das Klima angepasst und breiteten sich darauhin über den gesamten Planeten aus. Als dann vor 65 Millionen Jahren aufgrund des Chicxulub-Astereoiden die Temperaturen schlagartig von 27° auf 5° Celsius fielen, versetzte dies den Dinosauriern den Todesstoß, da sie zu gut an das sehr heiße Klima angepasst waren.

[2] Davon zeugen allein die seit 1995 jährlich stattfindenden Klimakonferenzen, die besonders in den letzten Jahren deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen haben. Bisher wurden dabei zwei wichtige internationale Vereinbarungen verabschiedet: das Kyoto-Protokoll von 1997 und das Übereinkommen von Paris von 2015, als dessen Nachfolger. Dazwischen gab es noch die „Übereinkunft von Kopenhagen“ (2009) und den „Fahrplan von Bali“ (2013). Aktuell findet in Bonn die 23. UN-Klimakonferenz statt.

[3] Ich beobachte, dass diese Debatte mittlerweile in bestimmen Bereichen jede Form von wissenschaftlicher aber auch persönlich akzeptabler Grundlage verlassen hat. Unter anderem „beschimpfen“ und denuzieren sich Gegner und Verfechter entweder als „Klimaleugner“ oder „Klimaspinner“ und das Ganze erhält mehr die Note einer religiösen Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Konfessionen, statt die einer sachlichen Forschung.

Weiterführende Literatur:

– Wilhelm LAUER und Jörg BENDIX: Klimatologie. Das Geographische Seminar, Band 45 (1993 / Westermann / 356 Seiten / ISBN 978-3141602845).

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Klimageschichte [8]: GUT UND SCHLECHT? https://krzeminski.work/klimageschichte-8-gut-und-schlecht/ Sun, 05 Nov 2017 09:45:17 +0000 https://krzeminski.work/?p=2020 Eisschmelze im Yellowstone National Park (Pixabay CC0 1.0)

Optimistisches und pessimistisches Klima?

Eine Warmzeit wird durch die Begriffe „Optimum“ (lateinisch optimus für „am besten“) und „Pessimum“ (pessimus für „am schlechtesten“) klimatologisch unterteilt [1]. Zwischen diesen kommt es zu globalen Temperaturschwankungen von ungefähr 1-2° Celsius und sie lösen sich wie die übergeordnete Systematik wechselseitig ab. Die Neo-Warmzeit begann vor rund 10.000 v.u.Z. und erreichte vor 8000 bis 6000 v.u.Z. ihr erstes Hauptoptimum und nach einem dazwischenliegenden Pessimum ein weiteres zwischen 5000 bis 3500 v.u.Z..

Zusammenstellung der klimatischen Zeiträume in der Neo-Warmzeit (eigner Entwurf)

Historische Klimageschichte

In der historischen Zeit gab es noch weitere aber schwächere Optima und Pessima [2]. Die Bekanntesten sind das „Optimum der Römerzeit“ um die Zeitenwende auf welches das „Pessimum der Völkerwanderung“ folgte (Siehe obere Tabelle). An das darauffolgende „Mittlalterliche Optimum“ schloß sich ein neuzeitliches Pessimum an – die sogenannte „Kleine Eiszeit“, welche rund 500 Jahre wärte [3]. Heute leben wir im sogenannten „Modernen Optimum“, das um 1850 begann und in das auch die Globale Erwärmung fällt [4].

Die Unterstufen einer Kaltzeit

Die Gletscherbewegungen in der Eiszeit werden als Kriterium für die Unterteilung der Kaltzeiten herangezogen und „Stadial“ bzw. „Interstadial“  genannt [5]. Diese bezeichnen jeweils das Vorrücken bzw. den Rückzug von Gletschern, die durch einen Kälte- bzw. Wärmeschub ausgelöst werden. Diese Ereignisse kamen innerhalb einer Kaltzeit relativ häufig vor und zeigen damit, dass selbst eine Kaltzeit mit ihren Gletschern klimatisch nicht statisch war [6].

Wie lässt sich nun unsere Zeit klimageschichtlich insgesamt beschreiben und einordnen? Lesen Sie dazu bald mehr in Teil 9.

Anmerkungen zur Tabelle:

* Die Namen der Zeitabschnitte von 1.-4. und I-III stehen in Anführungsstrichen, da diese so nirgends in der Fachliteratur bezeichnet werden. Die Namen habe ich lediglich zur besseren Orientierung und Unterscheidung grob an die bekannten geschichtlichen Zeiträume angepasst.

° vor und nach unserer Zeitrechnung (v.u.Z.)

Zusätzliche Infos:

[1] Diese Kategorie ist jedoch keine Wertung, weder im positiven noch im negativen. Auch während eines Optimum kann es zu Klimakatastrophen kommen, während es in einem Pessimum auch Zeiträume ohne klimatische Besonderheiten gab. Des Weiteren gab und gibt es auch große regionale Unterschiede in den Auswirkung der errechneten globalen Temperaturschwankungen.

[2] In der Antike und im Mittelalter herrschte ein wärmeres Klima vor. Seitdem ist eine relative Abkühlung festgestellt worden, Nature climate change: Orbital forcing of tree-ring data. Als PDF.

[3] Es gab und gibt immer wieder Versuche zwischen historischen Ereignissen und Klima Zusammenhänge herzustellen, wie die Dokumentationen Wenn das Wetter Geschichte schreibt des SWR oder der Terra-X-Zweiteiler Klima macht Geschichte des ZDF zeigen.

[4] Das ist wiederum Ausgangslage einer sehr hitzigen wissenschaftlichen und politischen Diskussion um die damit zusammenhänge Beteiligung des Menschen an diesem Klimawandel. Mehr dazu auch im nächsten Teil der Reihe.

[5] Das altgriechische Wort stádion bedeutet zunächst „Laufbahn“ und steht eigentlich für eine Längeneinheit. Über das lateinische Wort stadium bekam es schließlich die Bedeutung eines zeitlichen Abschnitts.

[6] PG-Net: Glazialstratigraphie. Der Wikipedia-Artikel Weichsel-Kaltzeit listet ca. 27 dieser Stufen auf.

Weiterführende Literatur:

Allgemein:

– Peter HUPFER: Unsere Umwelt – Das Klima. Globale und lokale Aspekte (1996 / Teubner / 336 Seiten / ISBN 978-3815435212).

Zum Einfluss des Klimas auf die Geschichte der Menschheit:

– Wolfgang BEHRINGER: Kulturgeschichte des Klimas (2011 / dtv / 352 Seiten / ISBN 978-3423346528).

– Ronald D. GERSTE: Wie das Wetter Geschichte macht (2016 / Klett-Cotta / 288 Seiten / ISBN 978-3608949223 ).

– Philipp BLOM: Die Welt aus den Angeln (2017 / Carl Hanser Verlag / 304 Seiten / ISBN 978-3446254589).

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