Sonderwirtschaftszone – Karl Krzeminski https://krzeminski.work Sun, 11 Mar 2018 14:18:10 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 Gigacities in China [5]: PEARL RIVER DELTA https://krzeminski.work/gigacities-in-china-5-pearl-river-delta/ Sun, 04 Feb 2018 11:41:44 +0000 https://krzeminski.work/?p=3007 Canton Tower in Guangzhou (Pixabay CC0 1.0)

Der Süd-Cluster im Pearl River Delta

Die GIGACITY am Pearl River Delta (PRD) im Süden des Landes würde in der Provinz Guangdong liegen und diese fast komplett miteinbeziehen. Außerdem wären die beiden Sonderverwaltungsszonen Hongkong und Macau, die erst 1997 bzw. 1999 zu China (zurück-)kamen, ebenfalls ein möglicher Bestandteil der GIGACITY. Schon heute ist diese Region mit rund 47 Millionen Menschen bereits der einwohnerstärkste urbane Verdichtungsraum der Welt und wäre mit rund 700 Einwohnern pro Quadratkilometer einmal die am dichtesten bevölkerte GIGACITY in China [1].

Die mögliche Ausdehnung der GIGACITY am Perlflussdelta (© 2017 Google Earth, Karten: Landsat/Copernicus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy NGA, GEBCO, Beschriftung: eigener Entwurf)

Auf dem besten Wege zu einer GIGACITY

Die Region hat ein knappes dutzend Millionenstädte und drei Megacities, die bereits sehr gut miteinander verbunden sind [2]. Mit der Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke wird eine noch stärkere infrastrukturelle Verflechtung dieser Städteregion angestrebt [3]. Die Region verfügt über 4 internationale und 5 regionale Flughäfen und mit Shenzhen (#3), Hongkong (#6) und Guangzhou (#7) liegen hier drei der bedeutendsten Container-Seehäfen der Welt [4]. Die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen für das Entstehen einer funktionierenden GIGACITY sind daher meiner Meinung nach hier am günstigsten.


Kerndaten der Gebiete einer möglichen GIGACITY am Pearl River Delta (eigener Entwurf)

Guangzhou vs. Hongkong?

Jedoch wäre PRD, anders als die bisher vorgestellten GIGACITIES JJJ und YRD, wohl eher eine bipolare GIGACITY. Denn es könnte möglicherweise zu einem „Konkurrenzkampf“ zwischen den beiden bedeutendsten Städten der Region kommen: Guangzhou, der Provinzhauptstadt und Hongkong, der einstigen britischen Kronkolonie und noch vor Shanghai dem wichtigsten Finanzstandort Chinas. Insbesondere der spezielle Status Hongkongs könnte dabei ausschlaggebend sein bzw. sich als brisant erweisen [5].

Eine Stadt, zwei Systeme?

In der Provinz liegen 3 der 6 chinesischen Sonderwirtschaftszonen. Hinzu kommen Hongkong und Macau, die zusätzlich einen eigenen völkerrechtlichen Status haben und vorerst einen größeren demokratischen Spielraum genießen [6]. Eventuell könnte der ökonomische Sonderstatus nach der administrativen Verschmelzung verloren gehen, es sei denn, er würde rechtlich in der künftigen GIGACITY neu verankert werden. Des Weiteren würde jedoch im Unterschied zu allen anderen GIGACITIES die forcierte Zusammenlegung eine demokratisch legitimierte Zustimmung seitens der Bevölkerung Hongkongs und Macaus erfordern [7].

Weiter geht es nächste Woche mit Teil 6 der Reihe. Dieser befasst sich dann mit CSB, der GIGACITY am Chongjing-Sichuan-Becken im Westen Chinas.

Anmerkungen zur Tabelle:

Alle Daten aus Thomas BRINKHOFF: City Population, China, Volksrepublik China – Hongkong – Macau. http://www.citypopulation.de/China_d.html.

Zusätzliche Infos:

[1] Diesen Rang hat die Region erst kürzlich von der Metroregion Tokio bzw. dem Großraum Kanto übernommen. Dabei sind Hongkong und Macau noch nicht einmal mit einberechnet: In dem Fall kommt man sogar auf 55 Millionen Einwohner. Thomas Brinkhoff: Grösste Agglomerationen der Welt.

[2] Es gibt wiederholt Berichte, nach denen es offizielle Bestrebungen gibt, den Großraum in eine „echte“ Stadt umzuwandeln. Das Projekt läuft unter dem Namen „Pearl Delta One“. Jedoch werden diese Berichte auch immer wieder dementiert.

[3] Dadurch wird trotz der Lage an der breiten Mündung des Perlflusses (35 km) eine südliche Ost-West-Verbindung ermöglicht, die quasi einen geschlossenen Autobahnring um die wichtigsten Städte der Region bildet.

[4] Insgesamt werden für die Provinz 99 auch kleinere und mittelgroße Häfen gelistet. Wikipedia: Häfen in der Volksrepublik China. Verteilung nach Provinzen.

[5] Vielfach werden Hongkong und Macao in Wirtschaftsstatistiken und -listen separat aufgeführt. Außerdem besitzen beide eine eigene Fussballnationalmannschaft, die Mitglied in der FIFA sind (HKG & MAC). Zudem tritt Hongkong bei Olympischen Spielen als eigenständige Nation an. Das NOC von Macau ist bis dato noch nicht anerkannt. Die beiden ehemaligen Kolonien wären sicher nicht ohne weiteres bereit diese zusätzlichen Privilegien abzugeben.

[6] Dies wird von der chinesischen Regierung als Politik „Ein Land, zwei Systeme“ bezeichnet, die grob gesagt von einem unteilbaren China ausgeht, dass jedoch durchaus unterschiedliche politische Strukturen haben kann. Daher wir auch die Insel Taiwan, offiziell „Republik China“, von der Volksrepublik als 23. Provinz geführt.

[7] Inwiefern dies aber überhaupt praktikabel ist, ist mehr als fraglich. Die Bevölkerung beider Städte würde wohl die Abstimmung auch als Möglichkeit nutzen, um ihre Unzufriedenheit mit der chinesischen Regierung auszudrücken.

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Suez-Kanal [3]: SONDERWIRTSCHAFTSZONE https://krzeminski.work/suez-kanal-3-sonderwirtschaftszone/ Sun, 10 Sep 2017 08:00:41 +0000 https://krzeminski.work/?p=1510 Das Containerschiff Messina im Suez-Kanal (eigene Aufnahme, 2005)

Die Lage der Sonderwirtschaftszone

In den nächsten Jahren wird entlang des Suez-Kanals eine 76.000 km² große Sonderwirtschaftszone errichtet: die „Suez Canal Economic Zone“ oder kurz „SCZone“ (weiße Fläche in Karte 1) [1]. Auf dieser Fläche werden spezielle Industrie- und Logistikzonen auf einer Gesamtfläche von 461 km² hochgezogen (hellblau). Hier sollen dann bis zu eine Million neue Arbeitsplätze entstehen [2]. Dabei schwebt den Entwicklern auch die Entstehung eines „ägyptischen Silicon Valley“ vor [3].

Karte 1: Die geplante Sonderwirtschaftszone SCZone mit den Industriezonen [2] (© 2017 Google Earth, Karte: Landsat / Copernicus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy. NGA, GEBCO, Beschriftung: eigener Entwurf)

Eine neue Siedlungsachse entlang des Suez-Kanals?

Zu beiden Seiten des Suez-Kanals werden in den kommenden 15 Jahren zusätzlich mehrere neue Städte wie „New Ismailia“ oder „New Suez City“ und Häfen wie „Ain Sokhna“ (aus-)gebaut werden (Karte 2). Dadurch soll die Ansiedlung von bis zu zwei Millionen Menschen ermöglicht werden. Diese Region könnte dann einmal neben dem Delta und dem Niltal die dritte Siedlungsachse des Landes werden. Das Investitionsvolumen wird etwa 10 Milliarden US-Dollar betragen [3].


Karte 2: Ain Sokhna im Südwesten der SCZone wird aus unterschiedlichen Arealen bestehen: Ressorts [gelb], Marinas [rot] und der neue Seehafen [grün] (© 2017 Google Earth, Karte: DigitalGlobe und CNES / Airbus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy. NGA, GEBCO, Vergößerung und Beschriftung: eigener Entwurf)

Zusätzliche Infos:

[1] Wie auf Karte 1 zu erkennen ist, wurde mit der Stadt Al-Arish im Nordosten auch der nördliche Sinai in die Projektplanung miteinbezogen. Dieser Landstrich ist bisher wirtschaftlich unterentwickelt. So liegt er z.B. außerhalb des Tourismus-Sektors im Süden der Halbinsel mit ihrem Zentrum Sharm el-Sheikh. Jedoch exsistiert bisher nach wie vor auch kein konkreter Bezug zum restlichen Gebiet am Suez-Kanal im Westen.

[2] Die Karte wurde auf Basis von Information auf der offiziellen Internetseite erstellt.

[3] Alle wichtigen Kerndaten stammen von Astrid FREFEL: Sisi lanciert alte und neue Mammutprojekte.

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The Capital Cairo [6]: DIE ERSTEN PLÄNE https://krzeminski.work/the-capital-cairo-6-die-ersten-plaene/ Sun, 18 Jun 2017 10:24:15 +0000 https://krzeminski.work/?p=1001 (Pixabay CC0 1.0)

Ein modernes Zentrum

Das erste funktional definierte Areal der Stadt liegt im Westen (grüne Fläche in der Karte). Hier wird das administrative und diplomatische Zentrum mit den repräsentativen Gebäuden, wie einem neuen Parlament und dem neuen Präsidentenpalast, liegen [1]. Von den 700 km² des Stadtgebiets waren zum damaligen Zeitpunkt noch 490 km² – also 70 % der Gesamtfläche – als Entwicklungsflächen deklariert [2] (blaue Fläche).

Die erste Aufteilung des Stadtgebietes und die zunächst angegebenen Daten zur Demographie sowie zu den sozialen und wirtschaftlichen Einrichtungen (© 2017 Google Earth, Karte: Landsat / Copernicus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy, NGA, GEBCO, Informationen: The Capital Cairo, Beschriftung: eigener Entwurf)

Das Gesicht der zukünftigen Hauptstadt

Für die neuen Bewohner der Stadt werden 1,1 Millionen Wohnungen gebaut, zudem sollen 1,75 Millionen Arbeitsplätze entstehen. In der neuen Hauptstadt sollen dann einmal 5 Millionen Einwohner leben, für die 21 Stadtbezirke mit eigenen Ortsverwaltungen vorgesehen sind [3]. Für die Einwohner sind zahlreiche soziale, medizinische und religiöse Einrichtungen geplant (Tabelle in der Karte).

Katalysator einer ägyptischen Renaissance?

The Capital Cairo wird wie andere Planhauptstädte mit dem Stereotyp einer seelenlosen und langweiligen Geisterstadt kämpfen müssen. Geplante Städte wie Naypyidaw in Myanmar oder Yamoussoukro in der Elfenbeinküste haben nicht alle Erwartungen und Ziele erfüllen können. Jedoch könnten die direkte geographische Nähe zur alten Haupstadt Kairo und die relative Nähe zum Suez-Kanal und der dort geplanten Sonderwirtschaftszone eine Chance für die neue Stadt, aber auch das Land insgesamt sein [4].

Wie die Umsetzung der 1. Bauphase vonstattengeht, erfahren Sie in Teil 7. Anschließend werden Sie in Teil 8 lesen können, wie die fertige Stadt einmal aussehen wird.

Anmerkungen zur Tabelle:

* Inzwischen auf 33 km² ausgeweitet (The Capital Cairo Teil 5)

Zusätzliche Infos:

[1] Ausführlich bei Patrick KINGSLEY: A new New Cairo: Egypt plans £30bn purpose-built capital in deser.

[2] Mit dem Fortschreiten des Projekts weichen einige Angaben der Entwicklungsfirmen nun leicht von den offiziellen Zahlen ab. Im detaillierten Projektvideo von UDC5 variieren z.B. die Flächenangaben der Areale: Neben dem nordwestlichen Areal mit 168 km² (Phase 1) und dem zentralen Areal (490 km² Entwicklungsfläche laut offizieller Webseite) wird im Südosten des Stadtgebiet noch ein (Rest-)Areal mit rund 50 km² ausgewiesen. Erst mit diesem Gebiet ergibt sich auch die Gesamtfläche von rund 700 km²!

[3] Diese Information ist in einem der Projektbilder vorzufinden: Link.

Nach der neuesten Planung werden es jedoch nur noch 20 sein. Zu diesen „residential districts“ (Wohndistrikte) genannten Arealen kommen weitere 25 „dedicated districts“ (Sonderdistrikte) hinzu. Somit wird die Stadt zusammengenommen 45 Stadtteile haben, die wiederum in 12 Stadtbezirken – den 12 Valleys/Wadis – zusammengefasst werden.

[4] Einen sehr umfangreichen und fortgeschrittenen Überblick über das gesamte Projekt und dessen Einbindung in die Struktur des Landes bieten die Webauftritte einiger am Projekt beteiligter Firmen wie UDC5 oder Cube Consultans.

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