Nov.21
Klimageschichte [5]: VEREISUNG DER ERDE
(Pixabay CC0 1.0)
Die erste Vereisung der Erde begann vor fast 3 Milliarden Jahren
Den Anfang machten die beiden „Archaischen Eiszeitalter“ (kurz EZA). Die sogenannte „Pongola-Vereisung“ ereignete sich in Südafrika vor 2,9 Milliarden Jahren und die „Huronische Vereisung“ in Kanada und Indien vor 2,3 Milliarden Jahren. Die erste Vereisung war wohl monopolar, die zweite bipolar. Nach einem über eine Milliarde Jahren dauernden Warmzeitalter setzte vor 950 Millionen Jahren das zweite EZA ein: das „Algonkische EZA“. Die Polkappe, auch „Gnesjö-Vereisung“ genannt, lag damals über dem heutigen Europa.
Die Erde wird zum Schneeball
Vor 715-635 Millionen Jahren formte sich als drittes das „Eokambrische EZA“ heraus. Es bestand eigentlich aus zwei kürzeren, aber schnell aufeinanderfolgenden Vereisungsperioden. Die „Stutrischen Vereisung“ erfasste Europa, China, Südwest-Afrika und Australien und mit der „Varanga-Vereisung“ kamen Nordamerika und Indien hinzu. Beide EZA waren bipolar, doch die Vereisung reichte zeitweise bis an den Äquator, wodurch die Erde komplett vereiste (Schneeball-Erde) [1]. Als Nachzügler folgte noch die lediglich 2 Millionen Jahre andauernde Gaskiers-Eiszeit.
Zusammenstellung aller bekannten Eiszeitalter (eigener Entwurf)
Wechsel von schwacher und starker Vereisung
Das vierte EZA, das „Silur-Ordovizische“, begann vor 460 Millionen Jahren und war nur sehr schwach monopolar ausgeprägt. Da damals Nordafrika über dem Südpol lag, wird dieses EZA auch „Sahara-Vereisung“ genannt. Wieder stärker ausgeprägt war das „Permokambrische EZA“ vor 359 Millionen Jahren. Wie die die Bezeichnung „Gondwana-Vereisung“ verrät, war damals Gondwana vereist, genauer gesagt Südamerika, Südafrika, Indien, Australien und die Antarktis.
Auf das Eis folgte die Hitze
Diesem EZA schloss sich von 299 bis 30 Millionen Jahren ein längeres Warmzeitalter an, welches das gesamte Mesozoikum (Erdmittelalter) und die Hälfte des Känozoikum (Erdneuzeitalter) einnahm. Dieses war durch den vor 250 Millionen Jahren entstandenen Superkontinent Pangäa mit seiner gigantischen Landmasse extrem heiß und trocken [2], kühlte aber durch sein „Zerbrechen“ daraufhin allmählich ab. In diese Zeit fällt der Entstehung, die Blütezeit und das Aussterben der Dinosaurier und darauf folgend der Aufstieg der Säugetiere.
Auf dieses Warmzeitalter folgte das bis heute andauernde „Kanözoische“ bzw. „Quartäre EZA“. Lesen Sie dazu mehr in Teil 6.
Anmerkungen zur Tabelle:
* Das „erste“ archaische EZA im Mesoarchaikum ist nicht eindeutig gesichert. Das „zweite“ archaische EZA liegt erdgeschichtlich eigentlich bereits im Paläoproterozoikum und wird teilweise auch so bezeichnet. Wikipedia: Die paläoproterozoische Vereisung.
♦ Die beiden „Eokambrischen EZA“ liegen in der Periode des Cryogenium, wie der Name verrät, ein Eis (altgriechisch = „cryo“) bildendes (altgriechisch = „geniae“) Zeitalter.
° Übersetzung des in der angelsächsischen Literatur anzutreffenden Begriffs „late-neoproterozoic“ für dieses EZA. Zusammen mit den beiden „Eokambrischen EZAn“ könnten alle übergreifendend zum „neoproterozoikischen EZA“ zusammengefasst werden.
Zusätzliche Infos:
[1] Dieses Szenario wird vielfach als zu „dramatisch“ bzw. zu übertrieben dargestellt abgelehnt. Stattdessen wird eher von einer „Matschball-Erde“ gesprochen. Siehe Ian J. FAIRCHILD und Martin J. KENNEDY (2007): Neoproterozoic glaciation in the Earth System. In: Journal of the Geological Society, 164, S. 895-921. PDF: hier.
[2] Seine Fläche betrug rund 138 Millionen km², annähernd das 2,5-fache von Eurasien, mit ca. 55 Millionen km² die heute größten Landmasse, siehe Spencer G. LUCAS et al. (2006): Non-marine Permian biostratigraphy and biochronology – an introduction, PDF: hier. Durch eine derart große Landfläche ohne dazwischenliegende Meere ergeben sich wesentliche günstige und stärkere Faktoren für ein kontinentales Klima.
Weiterführende Literatur:
– Tobias KRÜGER: Die Entdeckung der Eiszeiten – Internationale Rezeption und Konsequenzen für das Verständnis der Klimageschichte (2008 / Schwabe / 619 Seiten / ISBN 978-3796524394).
– Auch als englische Ausgabe erhältlich: Discovering the Ice Ages. International Reception and Consequences for a Historical Understanding of Climate (2013 / History of Science and Medicin / 556 Seiten / ISBN 978-9004241695).