Nov.21
Klimageschichte [6]: UNSER EISZEITALTER
Der Winter auf der Nordhalbkugel. Deutlich zu erkennen sind die enormen Schnee- und Eisflächen auf den nördlichen Kontinenten. Die Vereisung der Meere ist nicht dargestellt (Pixabay CC0 1.0)
Zwei Polkappen bei nur einem Polkontinent
Wie ich bereits in Teil 1 der Beitragsreihe erwähnt habe, bilden sich Polkappen eigentlich nur über Landmassen. Dies geschieht aufgrund des Eis-Albedo-Rückkopplungseffektes, der ein weiteres Absinken der Temperaturen begünstigt [1]. Das heutige Eiszeitalter (EZA) hat aber zwei Polkappen, doch nur unter dem südpolaren Eisschild befindet sich ein Kontinent – Antarktika. Wie kam es aber dann dazu, dass auch ein Eisschild am Nordpol entstehen konnte, obwohl sich unter der Arktis ein Meer befindet?
Die Eisschilde über dem Nord- bzw. Südpol. Besonders die hell- und dunkelrosa gefärbten Flächen des Permafrostbodens [linkes Bild] sind entscheidend für die Vereisung der Arktis (Wikipedia, gemeinfrei)
Die Nordhalbkugel macht den Unterschied
Das liegt an der übermäßigen Landverteilung auf der Nordhemisphäre und an deren besonderen Lage in der Nähe des nördlichen Polarkreises. Im Einzelnen sind dies die Gebiete Sibiriens, Alaskas, Nordkanadas und Grönlands. Aber auch das Hochland von Tibet trägt trotz seiner Lage knapp über dem nördlichen Wendekreis dazu bei [2]. Diese großen Landflächen kühlen die Polarregion derart stark ab, das trotz einer Meeresoberfläche am Nordpol eine Polkappe entstehen kann [3].
In zwei Stufen zur heutigen Vereisung
Das aktuelle EZA entstand daher in zwei Stufen. Zunächst setzte die Vereisung der Antarktis vor 30 Millionen Jahren ein und erst vor ungefähr 2,6 Millionen Jahren begann dann die Vereisung der Arktis [4]. Aufgrund seiner zeitlichen Nähe und dem Umstand, dass wir immer noch in diesem leben, ist das „känozoische“ bzw. „quartäre EZA“ im Unterschied zu den anderen EZAn am Besten erforscht.
Ein weiteres Merkmal ist, dass unser EZA als einziges in weitere Unterabschnitte gegliedert werden kann, nämlich in die Kalt- und Warmzeiten. Lesen Sie mehr in Teil 7.
Zusätzliche Infos:
[1] Mehr dazu bei Dieter KASANG: Das Quartär (Eiszeitalter).
[2] Christian-Dietrich SCHÖNWIESE: Klima im Wandel – Tatsachen, Irrtümer, Risiken. Stuttgart. 1992. S. 49.
[3] Zusammengerechnet ergeben alle genannten Regionen eine Oberfläche von rund 22 Millionen km² und liegen somit in der gleichen Größenordnung, wie die des südpolaren Eisschildes in der Antarktis (nicht nur der Kontinent Antarktika!!!). Siehe auch, ESA: Klimageschichte – Leben im Eiszeitalter.
[4] Als entscheidender Auslöser dafür gilt die Entstehung der Landbrücke von Panama. Dadurch wurde der Wasseraustausch von Atlantik und Pazifik unterbunden und so die Meeresströmung, die wir heute als „Golfstrom“ kennen, nach Norden abgelenkt. Dies vergrößerte die Niederschlagsmenge in der Nordhemisphäre, was sozusagen den „Rohstoff“ für den nördlichen Einschild lieferte. Siehe NASA Earth Observatory: Panama: Isthmus that Changed the World.
Weiterführende Literatur:
Hans Dietrich KAHLKE: Das Eiszeitalter (1989 / Aulis Verlag Deubner + Co / 198 Seiten / ISBN: 978-3761406151).