Nov.23
Klimageschichte [7]: WARM UND KALT
Der Gletscher Perito-Moreno in Patagonien als Sinnbild für den Wechsel von Warm- und Kaltzeiten (Pixabay CC0 1.0)
Der Wechsel von warm und kalt innerhalb eines Eiszeitalters
Ein Eiszeitalter (EZA) wird in Kaltzeiten und Warmzeiten unterteilt. Erstere sind eher unter dem wesentlich berühmteren Namen „Eiszeit“ oder „Glazial“ (lateinisch glacies für „Eis“) bekannt, letztere werden analog auch „Zwischeneiszeit“ (Interglazial) genannt [1]. Die Temperaturunterschied zwischen diesen Perioden beträgt ca. 5° Celsius. Das Eis verschwindet dabei nie komplett, sondern zieht sich lediglich zurück und stöst dann in sogenannten Vereisungsphasen wieder vor.
Auflistung aller Kaltzeiten [Ordinalzahlen] und Warmzeiten [römischen Zahlen] im quartären Eiszeitalter (eigener Entwurf)
Wieviele Wechsel gab es bereits?
Im aktuellen Quartären EZA gibt Anzeichen für rund 15 dieser Warm-Kalt-Wechsel, doch erst ab 800.000 Jahren vor heute können die Daten als einweitfrei gesichert gelten [2]. Nach der gängigsten Einteilung wechselten sich je acht Kalt- und Warmzeiten ab. Die Benennung erfolgt dabei nach ihrer regionalen Ausprägung und trägt die Namen der jeweiligen Flüsse, Bäche oder Ortschaften [3]. Der letzte Wechsel von kalt auf warm fand vor rund 12.000 Jahren statt – von der Würm-Kaltzeit auf die heutige (Neo-)Warmzeit, in der wir nach wie vor leben.
Wie sieht es mit einer Unterteilung eines Warmzeitalters aus?
Für das jetzige EZA lassen sich diese Wechsel aufgrund der Forschungslage am besten bezeugen, können aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für die früheren EZAs sowie für die Warmzeitalter angenommen werden. Wobei die Begriffe für letzteren Fall natürlich anders lauten müssten; Ich fände „Hitzezeit“ für eine extrem heiße und „Kühlzeit“ für eine relavtiv kühle Periode sehr treffend [4]. Die Temperaturschwankungen dürften dabei in einer ähnlichen Größenordnung wie bei denen eines EZA liegen – nur in die andere Richtung [5].
Die Kalt- und Warmzeiten werden, insbesondere unser jetzige Warmzeit, abermals unterteilt werden. Lesen Sie dazu mehr in Teil 8.
Anmerkungen zur Tabelle:
* Bei den beiden ersten Warm/Kalt-Zeiten handelt es sich um Bezeichnungen aus Nordeuropa, die restlichen sind Bezeichnungen aus dem Alpenraum.
° Die Datierung wird üblicherweise mit „Jahren vor heute“ angegeben. Nach der kalendarischen Angabe endete die letzte Kaltzeit 10.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung.
Zusätzliche Infos:
[1] Es herrscht zuweilen ein echtes Chaos bei den Begriffen, selbst in der Wissenschaft. Wikipedia: Eiszeit und Eiszeitalter und Kaltzeit, Anmerkung 1. Meine Bemühung in dieser Reihe ist es, eine klare Trennung bei den Begrifflichkeiten einzuhalten. [2] Dieter LÜTHI et al.: High-resolution carbon dioxide concentration record 650,000–800,000 years before present. [3] Ich orientiere mich in dieser Reihe hauptsächlich nach den Namen für Süddeutschland und den Alpenraum. Für Nord- und Mitteleuropa oder Nordamerika gibt es entsprechend andere regionale Bezeichnungen. Jedoch gibt es nicht zu allen glazialen Phasen eine jeweilige geographische Entsprechung. [4] Bisher habe ich keine derartige Klassifizierung gefunden. Dies liegt auch daran, dass aufgrund des fehlenden geomorphen Eises bisher nur wenige abgrenzbare Perioden innerhalb von Warmzeitaltern gefunden werden konnten. Laut Harald LESCH gibt es hingegen in einem Warmzeitalter keine derartige Unterteilung. [5] Als Beispiel würde ich das Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum (PETM) vor etwa 55,5 Millionen Jahren anführen. Innerhalb von nur 4000 Jahren stieg die globale Durchschnittstemperatur von 18° auf 24° C – das passt sehr gut zum Begriff „Hitzezeit“!Weiterführende Literatur:
Zu dem Themenkomplex exsistiert eine unüberschaubare Flut an Publikationen und wissenschaftlichen Beiträgen, daher hier nur ein paar wenige Empfehlungen:
– Wolfgang FRAEDRICH: Spuren der Eiszeit – Landschaftsformen in Europa (2016 / Springer Spekturm / 172 Seiten / ISBN 978-3662462591).
– Josef KLOSTERMANN: Das Klima im Eiszeitalter. (2009 / Schweizerbart / 260 Seiten / ISBN 978-3510652488).
– Karl N. THOME: Einführung in das Quartär – Das Zeitalter der Gletscher (1998 / Springer-Verlag / 289 Seiten / ISBN 978-3540629320).