Nov.21
Gigacities [3]: VOR- UND NACHTEILE
(Pixabay CC0 1.0)
Welche Vorteile verspricht sich China von GIGACITIES?
Meiner Meinung nach zielt die Initiative auf eine noch stärkere Vernetzung der urbanen Gebiete ab. Mit der administrativen Zusammenlegung zu GIGACITIES soll eine bessere Planbarkeit für künftige Großprojekte erreicht werden, da dadurch die Finanzierung, Bewilligung und Ausführung zentraler geregelt werden kann [1]. Natürlich kann eine derartige Zentralisierung auch politische Motive enthalten, was aber bei einem Zentralstaat mit fast 1,4 Milliarden Einwohnern eigentlich keine große Überraschung sein dürfte [2].
Ökologische Nachteile?
Da solche Städte noch nie vorkamen und geplant wurden, sind die tatsächlichen Nachteile nicht vorhersehbar. Absehbare Folgen werden die zunehmende Bodenversiegelung sein und das damit verbundene Entstehen der wohl größten Betonwüsten der Welt. Dies wird auch unmittelbare Auswirkungen auf die Luft- und Wasserqualität haben, gelten doch heute schon die chinesischen Mega-Städte, was das betrifft, als die schmutzigsten des Landes [3].
Soziologische Nachteile?
Zudem stellt sich die Frage nach der Regierbarkeit einer derartigen Stadt, wenn man bedenkt, dass bereits urbane Regionen mit 20 – 25 Millionen Menschen, wie Mexiko-Stadt oder Metro Manila, als unregierbar gelten. Außer diesen rein administrativen Aspekten wird die Lebensqualität dieser Städte eine sehr große Herausforderung sein. Denn der Zuzug in diese Städte könnte zur Entstehung neuer und noch größerer Elendsviertel führen [4]. Dem scheint China jedoch offensichtlich heute schon begegnen zu wollen.
Dieser Stadttypus wird mit seinen Vor- und Nachteilen in China zum allerersten Mal erprobt werden. Doch ist die GIGACITY auch ein übertragbares Konzept für andere Teile der Welt? Lesen Sie dazu mehr in Teil 4.
Zusätzliche Infos:
[1] Wer das für keinen wesentlichen Vorteil hält, muss sich einfach nur das „Drama“ um die Errichtung einer „einfachen“ Brücke zwischen zwei deutschen Landkreisen innerhalb eines Bundeslandes vergegenwärtigen – in diesem Beispiel die Mittelrheinbrücke in Rheinland-Pfalz! Hierzulande wird jahre- oder gar jahrzehntelang wegen eines vergleichbar kleinen Projektes debattiert und verhandelt. Sind zwei deutsche Bundesländern beteiligt, wird die Angelegenheit noch um einiges komplizierter – wie im Falle einer weiteren Rheinbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden.
Währenddessen errichtet man in China zwischenzeitlich Flughäfen, baut kilometerlange Magnetschwebebahnen und zieht beeindruckende Stadtteile in den Himmel. Hier geht es selbstverständlich vordergründig um die Machbarkeit von Projekten und die Schaffung von Rahmenbedingungen für einen Wirtschaftstandort, NICHT um die damit verbundene politische oder menschenrechtliche Situation.
[2] Das lässt sich aktuell auch an der Person des chinesischen Präsidenten Xi Jinping festmachen. Ruth KIRCHNER: CEO, Oberbefehlshaber, Chef von allem.
[3] Viele davon liegen in der chinesischen Provinz Hebei, die Teil der ersten GIGACITIY Jing-Jin-Ji werden soll. Philipp MATTHEIS: Die dreckigste Stadt Chinas.
[4] Bernd HANSJÜRGENS & Dirk HEINRICHS: Mega-Urbanisierung: Chancen und Risiken und Dieter SCHNAAS und Christopher SCHWARZ: Das Drama der Megastädte.
Weiterführende Literatur:
Hannes TAUBENBÖCK et al.: Globale Urbanisierung – Perspektive aus dem All (2015 / Springer Spektrum / 297 Seiten / ISBN 978-3662448403).