Nov.23
Gigacities im Südlichen Asien [4]: BANGLADESCH und INDONESIEN
Nachtaufnahme der indonesischen Hauptstadt Jakarta (Pixabay CC0 1.0)
Der (ost-)bengalische Cluster
Bangladesch ist der am dichtesten bevölkerte Flächenstaat der Welt [1]. Dhaka ist mit rund 12 Millionen Einwohnern und den geschätzten 19 Millionen Einwohnern in der Agglomeration bereits eine Megacity [2]. Auch die Regionen in der Umgebung um die anderen urbanen Zentren Chittagong, Khula, Rajshahi und Sylhet sind sehr dich besiedelt. Das Potenzial einer GIGACITY wäre in Bangladesch somit rein rechnerisch gegeben. Damit könnte quasi der gesamte Staat – rein theoretisch – in einer GIGACITY „umgewandelt“ werden. Allerdings sind die Gebiete zwischen den jeweiligen urbanen Zentren noch ländlicher geprägt, als es bei Indien und Pakistan der Fall ist. Hinzu kommt noch die permanente Gefahr durch Naturkatastrophen [3].
Die mögliche GIGACITY in Bangladesch (© 2018 Google Earth, Karten: Landsat/Copernicus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy NGA, GEBCO, Beschriftung: eigener Entwurf)
Der indonesische Cluster
Bei Indonesien handelt es sich wiederum um den größten Inselstaat der Welt. Eine Insel ragt dabei besonders heraus: Java, die bevölkerungsreichste Insel der Erde [4]. Mit Jakarta (Jabodetabek) befindet sich – je nach Definition – die drittgrößte Megacity der Welt (nach dem Perlflussdelta und dem Großraum Tokyo) auf dieser Insel, auf der zudem rechnerisch 2 weitere Megacities (Surabaya und Bandung) sowie ein dutzend Millionenstädte liegen. Allerdings bildet die Topologie durch die zahlreichen Vulkane (ca. 130) natürliche Barrieren für eine stärkere Vernetzung der langgezogenen Insel – ganz zu schweigen von dem Katastrophenpotential durch Ausbrüche und Erdbeben.
Die mögliche GIGACITY in Indonesien bzw. auf Java (© 2018 Google Earth, Karten: Landsat/Copernicus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy NGA, GEBCO, Beschriftung: eigener Entwurf)
Die politische Dimension einer GIGACITY
Im Gegensatz zu Indien und Pakistan werden Bangladesch und Indonesien politisch zwar wesentlich zentraler regiert und sind auch administrativ um einiges homogener [5]. Dennoch wäre eine GIGACITY, die im Fall von Bangladesch den gesamten Staat erfasst, politisch nicht sonderlich zielführend. Mit einer GIGACITY auf Java würden die restlichen Landesteile Indonesiens ähnlich wie bei Pakistan stark ins Hintertreffen geraten und möglicherweise die ohnehin schwierige politische Lage des Landes gefährden [6].
Die Kerndaten der GIGACITIES in Bangladesch und Indonesien (eigener Entwurf)
Lesen Sie im 5. und letzten Teil der Reihe „Gigacities im Südlichen Asien“ – sowie zum vorläufigen Abschluss der gesamten Reihe – eine kurze allgemeine Zusammenfassung zur Realisierbarkeit von GIGACITIES.
Anmerkungen zur Tabelle:
* Die Namen sind fiktiv. „Banglapur“ habe ich – analog zum Sanskrit-Suffix „-desch“ für „Land“ – aus dem Suffix „-pur“ für „Stadt“ und dem Endonym „Bangla“ für die Region zusammengesetzt. „JaBanSura“ setzt sich aus den Anfangssilben der drei Megacities Jakarta (Jabodetabek), Bandung und Surabaya (Gerbangkertosusila) zusammen. Nach diesem System werden die Städteregionen in Indonesien üblicherweise benannt bzw. abgekürzt.
° Ohne die drei Bezirke der Chittagong Hill Tracts.
Zusätzliche Infos:
[1] Ausgenommen die Stadtstaaten Monaco, Singapur und Vatikanstadt sowie die Inselstaaten Bahrain und Malta. Wikipedia: Liste der Staaten der Erde.
[2] Im erweiterten Sinne ist Dhaka bereits eine Megalopolis mit 25 Millionen Einwohnern. Mehr dazu nach Abschluss der GIGACITIES-Reihe in der neuen Reihe über die Megacities der Welt. (Link folgt zu Beginn der Reihe)
[3] Da Bangladesch zu den von Naturgefahren sehr stark bedrohten und ärmsten Ländern der Welt gehört (Weltrisikobericht, Platz 5), ist nicht damit zu rechnen, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert. Dies ist generell ein großes Hemmnis für die Entwicklung des Landes.
[4] Die indonesische Regierung bemüht sich im Rahmen des Transmigrasi-Programms seit Jahrzehnten den Bevölkerungsdruck in andere wesentlich weniger besiedelte Regionen Indonesiens abzuleiten. Was Jedoch in vielen Teilen des Staates zu erheblichen Problemen wie gewalttätigen Ausschreitungen führt, besonders in den beiden Provinzen Papua und West-Papua im Westteil von Neuguinea (Papuakonflikt).
[5] Lediglich die drei östlichsten Distrikte der Chittagong Division (Khagrachhari, Rangamati und Bandarban), die im äußersten Südosten des Landes an der Grenze zu Myanmar liegen, ragen auf dem homogenen Bild Bangladeschs heraus. Sie unterscheiden sich aufgrund ihrer sehr geringen Bevölkerungsdichte, der gebirgigen Topographie und ihrer ethnolinguistischen Zusammensetzung strukturell vom Rest des Landes. Diese sind auch als Chittadong Hill Tracts bekannt und haben ein geringes Maß an politischer Autonomie.
[6] Über die indonesischen Problematik von Zentrum und Peripherie siehe Bettina DAVID: Machtverschiebungen zwischen Indonesiens Zentrum und Peripherie.