Mai.08

Gigacities im Südlichen Asien [3]: PAKISTAN

Gigacities im Südlichen Asien [3]: PAKISTAN

Der Iqbal Park mit dem Minar-e-Pakistan in Lahore (Pixabay CC0 1.0)

Die pakistanischen Cluster

Pakistan hätte zwei potentielle Cluster für GIGACITIES. Erstens wäre dies die Provinz Punjab mit ihren fünf urbanen Zentren Rawalpindi / Islamabad, Lahore, Faisalabad, Multan und Gujranwala; Zweitens die Provinz Sindh mit ihren zwei Zentren Karachi und dem pakistanischen Hyderabad. Diese zwei östlichen Provinzen im Indus-Tal unterscheiden sich in ihrer Bevölkerungsdichte, aber auch hinsichtlich ihrer ethno-linguistischen Zusammensetzung, erheblich vom Rest des Landes. Hier lebt die indoarisch-sprechende Ethnie der Punjabis. Sie macht bereits 75 % der pakistanischen Bevölkerung aus.

Die geographische Lage der beiden möglichen GIGACITIES in Pakistan (© 2018 Google Earth, Karten: Landsat/Copernicus, Daten: SIO, NOAA, U.S. Navy NGA, GEBCO, Beschriftung: eigener Entwurf)

Starke Gegensätze in Pakistan

In den beiden westlichen Provinzen Belutschistan und Khyber Paschtunistan (sowie die angrenzenden Tribal Areas FATA) leben die iranisch-sprechenden Volksgruppen der Belutschen und Paschtunen (ca. 22,5 %). Sie orientieren sich traditionell mehr gen Westen nach Afghanistan und den Iran. In den nördlichen Regionen Azad Kashmir und Gilgit-Baltistan leben wiederum dardische und tibetische Ethnien (ca. 2,5 %) [1]. Hier ist sogar noch ein anderer Unterschied zum Rest des Landes gegeben: Die meisten Bewohner des Nordens sind Schiiten [2].

Die Kerndaten der beiden möglichen GIGACITIES in Pakistan (eigener Entwurf)

Die Zweiteilung des Landes würde sich verstärken

Was für die dichtbesiedelten Gebiete Indiens gilt, gilt gleichermaßen auch für Pakistan. Abseits der besagten Millionenstädte ist der Urbanierungs- und Verflechtungsgrad sehr gering. Politisch wie administrativ würde die Etablierung einer GIGACITY für dieses Land ebenfalls wenig Sinn ergeben. Das restliche Staatsgebiet des würde dadurch noch mehr in Bedeutungslosigkeit fallen, was ohnehin bereits durch die Dominanz der beiden Flussprovinzen, insbesondere Punjabs, gegeben ist. Aufgrund der oben genannten Faktoren würde die Etablierung von GIGACITIES der politischen Stabilität des Landes keineswegs nutzen, die ohnehin seit fast 20 Jahren sehr bis extrem fragil ist [3].

Lesen Sie in Teil 4 der Reihe über das Potential von GIGACITIES in Bangladesch und Indonesien.

Anmerkungen zur Tabelle:

* Die beiden Namen sind fiktiv. Ich habe sie aus dem Namen der jeweiligen Provinz und dem persischen Suffix „-abad“ für „Stadt“ zusammen.

Zusätzliche Infos:

[1] Diese zwei Regionen gehören de-facto zu Pakistan, werden jedoch wegen des Kaschmir-Konflikts de-jure nicht als Teil des pakistanischen Staatsgebiets betrachtet.

[2] Sie werden im überwiegend sunnitischen Pakistan marginalisiert. Dies äußert sich auch darin, dass die Einwohner von Gilgit-Baltistan dem Zuzug von Punjabis skeptisch bzw. gar ablehnend gegenüberstehen. Siehe Sattar KHAN und Rodion EBBIGHAUSEN: Nordpakistan begegnet China mit Skepsis.

[3] In den Jahren nach dem 11. September galt Pakistan im Zuge des „Krieges gegen den Terror“ vielfach bereits als sogenannter „Failed State“, besonders seit dem Attentat auf die ehemalige Premierministerin Benazir Bhutto im Jahr 2008. Siehe Hasnain KAZIM im Gespräch mit Benedikt SCHULZ: Pakistan ist ein gescheiterter Staat. Im Fragile States Index kletterte das Land von Rang 10 im Jahr 2010 immerhin wieder auf Rang 17 im Jahr 2017. Siehe Wikipedia: List of countries by Fragile States Index.

Gigacity
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Über Karl Krzeminski